Der Vorbeter
“Der Vorbeter” misst 90 x 90 cm und ist mit Öl auf Leinwand gemalt.
Dargestellt sind mehrere Mönche, welche sich zu einer Art Gebet zusammengefunden haben. Einer der Betenden sticht besonders hervor, er leitet die Versammlung an. Im Hintergrund lassen sich zerstörte Häuser erahnen, welche von einem dunstigen Sonnenlicht beschienen werden.
-Von Ideologie und Überzeugung"
Im Jahre 20375 prasselt Regen gegen die Fassaden der Hochhausruinen. Im Morgengrauen sitzt der Vorbeter auf seinem Felsbrocken. Hinter ihm klafft der Abgrund. Würde er sich eine falsche Bewegung erlauben, so würde er rücklings in den Tod hinabstürzen. Doch er predigt hier schon lange Zeit vor seinen Jüngern. Im großen Konflikt war er nicht gefallen und hier wird er das sicher auch nicht.
Der Niedergang der Zivilisation war die stolze Errungenschaft der Beter gewesen. Ihr Glaube war fest gewesen und fest hatten sie zugeschlagen. Die Zivilisation war für schlecht befunden worden und hatte daher weichen müssen.
Die Sonne drängt sich kühl und duster durch den grau verhangenen Himmel. Ihr schein beleuchtete die Zerstörtheit der Gebäude, die stolzen Früchte ihrer Arbeit. Die Jünger sind alle versammelt und warten stumm. Der Vorbeter senkt den Kopf nach vorne und streckt beide Arme weltumfangend aus. Das Ritual der Beter beginnt. Das Summen ihrer Kehlen vibriert in der Luft. Mit ihren Oberkörpern vollziehen sie kreisende Bewegungen und manche Augen rollen vor Ekstase dieser Trance nach oben. Die Arme des Vorbeters umfangen sie alle, umfangen die ganze Welt mit seiner Rechtschaffenheit.
Das Ritual ist beendet. Der Regen prasselt schwer auf die Arme der Versammelten. Die Gewänder sind von Regen durchtränkt, doch stolz erfüllt die Beter. Sie stehen auf und sehen aufs Neue ihre Errungenschaften. In der Ferne hört man ein Stockwerk eines Gebäudes in sich zusammenbrechen. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Aus dem was verblieben war, haben sich die Jünger Unterschlüpfe im Wald gebaut, wo sie sich den Rest des Tages vor dem kalten Regen und dem Staub in der Luft verkriechen werden. Sie trennen sich voneinander, bis die nächste Morgensonne durch den Dunst brechen wird und sie sich wieder am Abgrund zum Beten versammeln werden.