Spiegellungen aus der Dunkelheit

Ausstellung „Spiegelungen aus der Dunkelheit“

Eröffnung am 06.April 2024 um 15 Uhr in der Kurfürstenanlage 58 

 

„Spiegelungen aus der Dunkelheit“ sind künstlerische Reflektionen, die sich aus den
Beobachtungen der Künstler zu Kunstwerken manifestieren.
Die Gegenwart ist bereits vergangen, in jenem Moment wo man sie zu erfassen versucht. So ist
der Mensch in seiner Gesamtheit eine Entität, die durch die Zeit strömt. Seine Zukunft verändert
sich auf Grundlage von Vergangenheit und Gegenwart. Damit verändert sich auch die
Vergangenheit, da jede Realität durch die Linse eines Blickwinkels auf die Dinge entsteht. Dieser
Blickwinkel verändert sich dann mit dem sich verändernden Menschen. Wenn auch auf
unterschiedliche Weise, sind Zukunft wie auch Vergangenheit in Bewegung, weil der Mensch sich
in seiner Bewegung durch die Zeit ändert. Der Spiegel hat etwas konzeptionell ernüchternd
Ehrliches. Entlarvt das, was ist. Als treuer Begleiter des Moments, stellt er eine auf die Netzhaut
gebrannte Illusion der Gegenwart dar.

 

Währenddessen folgen die besten der Künstler ihrer Intuition. Da der Künstler durch seine
Intuition geleitet wird, knüpft er so eine Verbindung zum zarten Wesen des Zeitgeists. Eine
Verbindung zum lebenden schlagenden Herz der Welt, die uns umgibt und durchdringt. So steht
er immer in einer gewissen Distanz zur Menge. Lebt immer ein Stück im Exil, immer halb
Partizipator, halb Betrachter seiner Umgebung. Lebt immer ein Stück im geistigen Äther, der uns
umgibt und ist dann vielleicht in der Lage einen Funken dieses Weltengeists in einem Werk zu
bannen, was sich dann als Kunst in der Welt manifestiert.

 

Ein Künstler schafft so neue Spiegelwelten. Spiegel des Individuums im Zeitgeist. Was die
Künstlerinnen und Künstler in dieser Ausstellung eint, ist die Suche nach dem verbindenden Glied
zwischen dem eigenen Sein und dem Wesen der Welt, die uns umgibt. Mit Blick auf viele Bereiche
der Kunstgeschichte kann man den Eindruck gewinnen, als wäre die Entstehung zeitprägender
Ideen eine Emergenz aus dem geballten Unterbewusstsein hin zu einer expliziten Theorie. Dieser
Prozess mag sich über Generationen ziehen; Poeten und Künstler sind vor den Philosophen da.
Die Philosophen vor Erfindern und Revolutionären. Diese wiederrum vor den
Geschichtsschreibern, woraufhin man retroperspektiv einen Eindruck auf die
Gesamtentwicklung gewinnen kann. Die Kunst kann die Schatten erahnen, die die Zukunft in die
Gegenwart hineinwirft. So kann sie zum Spiegelbild eben jener sich andeutenden Zukunft
innerhalb der Gegenwart werden.

 

Text Nikolai Bolik 2024

Copyright © 2022 Nikolai Bolik