Im Mairegen

Im Mairegen steigen lichte Blumen über der Ahnen tote Wurzeln“ misst 100 x 120 cm und ist mit Öl auf Leinwand gemalt.


Dargestellt ist eine Seenlandschaft über der ein Sturm aufzieht. Am Horizont leuchtet hell und weiß die Sonne. Über einen See führt ein Steg zu einem Haus, über dem dunkle Wolken aufziehen. Im Gleichschritt laufen in tristem Marsch viele in Mäntel gehüllte Gestalten, welche über ihren köpfen gelbe Regenschirme gespannt halten.

-Von einem Katalog verregneter Nachmittage-

Die großen Erlebnisse sind es die die Erzählung unserer Geschichte bestimmen, das übergeordnete Narrativ, von dem wir berichten, wenn wir gefragt werden was wir so tuen oder wie es uns so gehe. Nüchtern erzählen wir dann von jenen Schlüsselszenen, jenen Tagen erfüllt von Pathos an denen wir dem Ruf unseres Schicksals folgen, lauten Nächten, an denen das Leben nicht innezuhalten scheint, von großen Gefühlen und womöglich tiefer Sinnlichkeit. Vielleicht erzählen wir sogar von den Entscheidungen und ihren Gründen, die da den Verlauf unseres Lebens bestimmen.                                 

 

Viel Anteilschwerer dagegen liegen jene klanglosen Nachmittage, die bei trübem Gemütswetter dahinziehen und restlos aus unserer Geschichte gestrichen werden. Jene grauen Nachmittage derer man sich nur weniger Tage später kaum noch besinnen kann. Wie viele solcher Stunden mag ich wohl in meinem Sessel verbracht haben und durch das Glas, was mich von der Außenwelt abtrennte, aus dem Fenster geschaut haben. Währenddessen mag ich erdachte Gespräche geführt haben mit echten Menschen, mit ihnen Worte über meine Hoffnungen und Ängste zur Zukunft als auch über das Erlebte von Vergangenem gewechselt haben. Worte die wichtig waren und doch auf immer ungehört sein sollten.

 

Über jene Stunden dieser Nachmittage sprechen wir nicht. Niemals, außer vielleicht des nachts mit einem Fremden an dem Tresen einer Bar, von dem wir uns später wie von einem alten Freund verabschieden werden, um ihn dann nie wieder zu sehen. Die innere Heilsamkeit der Welt liegt dann in solchen Gesprächen gebettet, die diesermaßen dem Zeitpuls entrückt sind. Unterhaltungen, die da mehr über uns erzählen als manch uns wirklich naher Mensch je erfahren wird. Hoffnungen, Ängste sowie der Nachhall von Erlebtem liegen in diesen Nachmittagen begraben.

 

Ich sitze hier im frühabendlichen Halbdunkel meines Zimmers, zu meiner Rechten ein Whiskey. Hallo liebes Blatt Papier, mein altbekannter Fremder. So lass uns also sprechen über unseren Katalog ruhmloser verregneter Nachmittage, um sie dann auf immer zu beschweigen…

Copyright © 2022 Nikolai Bolik