Und der Kirchturmglocken ungeheure Zahl

Und der Kirchturmglocken ungeheure Zahl“ misst 50 x 70 cm und ist mit Öl auf Leinwand gemalt.

 

In feurigen Farben zeichnet sich an wie eine Frau gottesartig vom Himmel in eine Häusergasse hinabsteigt. Aus den Wänden brechen Glocken hervor und scheuchen Pferde vor sich her.

-Fieber und Feuer-

Über die Dielen kriechen in fiebriger Abendstunde die Schatten und fluten die Räumlichkeiten mit Dunkelheit. Doch vermögen die Schatten keine Erlösung zu bringen von der vor Hitze flimmernden Luft.


Nach Atemluft suchend trete ich auf den Balkon hinaus, falle von diesem Kraftakt erschöpft schlaff an die Brüstung, wo ich mich halb stehend abstütze. Vor mir erstreckt sich endlos lang eine Straße, geflutet von Häusern. Von unten schallen mir laute Klänge entgegen, drückende Bässe schnatternde Menschen und dazwischen…Autohupen. Ich drehe meinen Kopf weg. Blicke nach oben. Blicke ins blendende Licht.

 

Von dort steigt die Sonne herab, leuchtend, nahezu brüllend tritt sie vom Himmel hinunter und durchströmt die Gassen mit dem Rot, dass ihre Erscheinung ankündigt. Und in ihrem flimmernden Licht drückt sie bei ihrem herniedertreten die Häuser auseinander, indem sie ihre Hitze und all ihre Glut hineinpresst. Die Kirchtürme verneigen sich schmelzend und lassen ihre ungeheuerliche Glockenzahl zu ihrer Ankunft erschallen. Der Glockenschall treibt dann durch die Gasse, hallt hin und her, kommt wieder zurück und immer so weiter und weiter und weiter.

Ein Vogel schreit vor sattem Rot, als der Kirchturmglocken Geschall ihn trifft. In Pirouetten wirbelt er zu Boden und klatscht auf den Bordstein, wo irgendwer der Meute ihm im Vorbeigehen den Kopf plattlatscht. Knack. In den Straßen wirbeln und drehen die Leute wahnsinnig den neuen Melodien nach, drehen, werben, schräges Lachen, Fieber. Fieber zieht nun an der Brust, saugt den Herzensfluss heraus, vermischt die Seele mit diesem Strudel an Schweiß und Sonnenhitze und verbrennt dieses Selengemisch. Verbrennt es als ihr Feuer durch die Straßen fegt und all diesen Tand tadelnd fortbrennt. Nun kann ich endlich schlafen.

Copyright © 2022 Nikolai Bolik